Staune wieder wie ein Kind


„Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen
und ist doch rund und schön.
So sind wohl manche Sachen,
die wir getrost belachen,
weil unsre Augen sie nicht sehn.“

Der Mond ist aufgegangen – Matthias Claudius (1779)

Wann hast du das letzte Mal in den Nachthimmel gesehen, den Halbmond betrachtet und dir bewusst gemacht, welches Schauspiel sich dort eigentlich zeigt? Warum der Mond nur halb zu sehen ist und dass er leuchtet, da er von der Sonne angestrahlt wird?

Die Strophe des Kinderliedes „Der Mond ist aufgegangen“ trifft es auf den Punkt. Jeden Tag sehen und erleben wir Dinge auf dieser Welt, die schön, rätselhaft, geheimnisvoll, magisch und sehr viel mehr sind. Doch wir haben unseren Blick dafür verloren. Die Welt um uns herum ist zur Gewohnheit geworden.

Jostein Gaarder beschreibt es in seinem Buch „Sofies Welt“ folgendermaßen:

„Das Traurige ist, dass wir uns im Heranwachsen nicht nur an die Gesetze der Schwerkraft gewöhnen. Wir gewöhnen uns gleichzeitig an die Welt selber. Anscheinend verlieren wir im Laufe unserer Kindheit die Fähigkeit, uns über die Welt zu wundern. “ „Aus unterschiedlichen Gründen werden die meisten vom Alltag dermaßen eingefangen, daß die Verwunderung über das Leben weit zurückgedrängt wird.“

Ich finde es sehr schade, dass die Welt um uns herum, die Natur und die Wunder derer für uns selbstverständlich geworden sind. Wir sollten wieder beginnen die Welt mit Kinderaugen zu sehen. Für ein Kind ist alles neu und interessant auf dieser Welt. Kinder wollen ausprobieren, anfassen, erfahren, sehen und das alles mit Neugier, Erstaunen und kindlicher Freude.

Stell dir einmal vor, du würdest das erste Mal auf der Erde landen. Ein fremder Planet, den du neu entdeckst. Den blauen Himmel und die Wolken, die vielen Lebewesen, die vielen unterschiedlichen Pflanzen mit den Farben und Formen. Der Regen, die Sonne und der Regenbogen, der sich über den Himmel zieht. Die vielen verschiedenen Gerüche und der Mond und die Sterne, die sich in der Nacht zeigen und eigentlich immer da sind. Ist das nicht alles wundervoll? Leben wir nicht auf einem magischen Planeten?

Eine Million Bakterien, 120 Tausend Pilze und 25 Tausend Algen können sich bereits in einem Teelöffel Boden finden lassen. Wenn du mit deinen Füßen auf dem Erdboden stehst, befinden sich mehr Lebewesen unter dir, als es Menschen auf der Welt gibt. Ist das nicht verrückt? Doch wir können dies tage-wochen- und monatelang, vielleicht auch ein Leben lang als Selbstverständlichkeit hinnehmen.

Leider erleben „die meisten Erwachsenen (…) die Welt als etwas ganz Normales“. Falls du auch dazu gehörst, kannst du heute anfangen, damit aufzuhören. Finde deinen Anfängergeist, wie es Jack Kornfield nennt, wieder. Sehe und tue Dinge, als würdest du es das erste Mal tun. Öffne dich und deine Augen für das Schöne und Wunderbare um dich herum. Ein erster Schritt dazu wäre bewusst im Moment zu sein. Gib dir in deinem Leben mehr Platz für Momente, in denen du achtsam bist und das Hier und Jetzt bewusst wahrnimmst.

Vielleicht startest du direkt bei deinem nächsten Spaziergang damit. Lass dein Handy in der Hosentasche, nimm dir Zeit und nutze deine Augen als Kamera. Schau dich bewusst um und mache „Fotos“ von der Umgebung. Gerne kannst du auch etwas zoomen und näher herantreten. Schau dir die Ausschnitte genau an. Nimm die Formen und Farben, Oberflächen und Gerüche bewusst wahr. Richte deinen Augen voller Staunen auf die Welt und mach dir bewusst, welcher Kreislauf des Lebens dahintersteht und das wir ebenfalls ein Teil davon sind und dadurch Leben können.

„Schau auf alles, als sähest du es zum ersten Mal. Mit den Augen eines Kindes, voller Staunen.“ Joseph Cornell.

Deine Lisa

 

Quellen:

Jostein Gaarder, Sofies Welt. 14. Auflage. S. 24

https://www.umweltbundesamt.de/themen/boden-flaeche/bodenbelastungen/verlust-der-biodiversitaet-im-boden#der-boden-lebt

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