Veränderung durch Akzeptanz


„Das seltsame Paradoxon ist, dass wenn ich mich so akzeptiere wie ich bin, ich die Möglichkeit erlange, mich zu verändern.“  Carl R. Rogers – Pionier der humanistischen Psychologie

Das Thema „Veränderung durch Akzeptanz“ ist mir zum ersten Mal in einem Podcast zu Ohren gekommen. Für mich lag direkt ganz viel Sinn und Wahrheit darin. Die Aussage, dass ich etwas oder mich erst akzeptieren muss, so wie es wirklich ist, damit ich etwas ändern kann, erscheint mir klar und stimmig. Denn wie soll man etwas wirklich angehen und ändern, wenn man den Ist-Zustand nicht kennt, nicht sehen will oder akzeptiert? Ohne die volle Akzeptanz können Versuche zur Veränderung oberflächlich bleiben oder scheitern.

Nehmen wir ein Beispiel, dass vielleicht etwas anschaulicher als unsere Persönlichkeit oder Psyche ist:

Ein Unternehmen ist in einer Krise und holt sich einen Unternehmensberater zu Hilfe. Der Unternehmensberater muss die nackte und harte Wahrheit über das Unternehmen auf den Tisch packen und analysieren. Was läuft gut und was nicht. Und an diesem Punkt, kann man dann ansetzen und Veränderungen angehen. Wenn das Unternehmen aber nicht ehrlich ist, Dinge versteckt oder sich die Tatsachen nicht eingesteht, dann werden die Veränderungen wahrscheinlich nicht wirklich zum Erfolg führen.

Und so ist es bei uns selbst auch. Wenn ich etwas an mir ändern möchte, dann muss ich mich erst einmal so wahrnehmen und akzeptieren, wie ich bin. Und dazu gehört das Gute und auch das, was ich in meinen Augen als Schlecht sehe oder was mir selbst nicht gefällt und ich lieber wegschieben wollen würde.

Auch in der buddhistischen Philosophie ist Akzeptanz ein zentraler Aspekt. Im Buddhismus wird Akzeptanz als grundlegende Haltung betrachtet, die uns hilft, das Leiden zu verringern und ein friedliches Leben zu führen. Durch die Annahme und das Loslassen des Kampfes gegen unangenehme innere Erfahrungen können wir die Freiheit erlangen, unser Verhalten in Übereinstimmung mit unseren Werten zu ändern und ein erfüllteres Leben zu führen. Auch die Achtsamkeit spielt hier eine wichtige Rolle. Die Antennen nach Innen richten und wahrnehmen, ohne zu werten. Gefühle jeglichen Ausmaßes, Erfahrungen, Charakterzüge und Eigenschaften wahrnehmen und akzeptieren.

Ich finde, dass es vor allem bei uns selbst wahnsinnig schwer ist, diesen Weg zu gehen. Denn wer gräbt schon gerne in schmerzhaften Erinnerungen oder Gefühlen, die man lieber runterdrückt oder Eigenschaften, die einem selbst nicht gefallen? Doch das ist es, was man für tiefgründige Veränderungen tun muss.

Ich konnte schon immer über mich sagen, dass ich Harmonie brauche und versuche diese immer herzustellen. Über einen kleinen Test habe ich dann festgestellt, dass es auch ein Stressor und ein innerer Antreiber in meinem Leben ist, anderen Gefallen zu wollen. Zwei Dinge, die sich gegenseitig genährt haben. Unbewusst hat dies mein Verhalten, meine Art zu leben und wie ich mich Menschen gegenüber verhalten habe, bestimmt.

Vor einiger Zeit habe ich ein Gedicht geschrieben. Denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass ich mich verloren habe. Nachfolgend möchte ich dieses Gedicht mit dir teilen:

Pilgerweg

Ich möchte laufen.
Einen Schritt nach dem anderen.
Immer weiter.
Wer bin ich?
Ich möchte laufen
Nur der Schmerz, die Gedanken und ich.
Wer bin ich?
Ich möchte laufen.
Ist der Weg das Ziel?
Bis ich mich wiederfinde.
Das bin ich.

Ich bin nicht gepilgert und trotzdem einen Weg gegangen. Es gab viele Impulse auf dem Weg und es hat Zeit gebraucht, bis ich das Ausmaß des Ganzen wirklich verstanden und mir eingestanden habe. Zu verstehen und zu akzeptieren, wie ich bin und was dies für mich und andere bedeutet, war wichtig und schmerzhaft. Doch durch das bedingungslose Akzeptieren, konnte ich die Veränderung anstoßen.

Das Gefühl, welches ich mit dem Gedicht „Pilgerweg“ ausdrücken wollte, ist nun weg. Die Erkenntnis durch die Akzeptanz meiner Selbst hat mir dabei geholfen. Es hat Zeit gebraucht, es hat weh getan und es hat mich in Ecken meines Selbst blicken lassen, die ich gerne meiden wollte. Doch nun weiß ich, warum ich mich verloren habe und kann anfangen mich wiederzufinden.

Mir persönlich hat es sehr geholfen im Wald zu sein. Einfach nur da zu sitzen oder durch den Wald zu gehen. Und dabei alle Gefühle und Gedanken willkommen zu heißen. Auch die, die man gerne weit wegschieben würde. Der Wald war für mich ein Ort, um meine Gefühle und Gedanken zu ordnen. Und auch ein Ort der knallharten Erkenntnis.

Durch die Meditation, Achtsamkeit mit mir selbst und die Natur habe ich Wege gefunden, meine Ohren und Sensoren nach innen zu richten. Und das ist etwas, wofür ich sehr dankbar bin.

Auch wenn es manchmal unangenehmen ist, lade ich dich ein, auch mal wieder nach Innen zu schauen oder zu hören. Wir sind wie wir sind und unser Leben hat uns zu dem gemacht. Doch manchmal hilft uns Akzeptanz, um Veränderungen anzustoßen.

Zum Abschluss lasse ich Jack Kornfield sprechen:

„Die Dinge loszulassen bedeutet nicht, sie loszuwerden. Sie loslassen bedeutet, dass man sie sein lässt.“

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